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Steigende Gefahren, neue Regeln: Warum der Online Safety Act wichtig ist

Mitali Sud | 23. Juni, 2025
Eine Mutter schaut auf einen Laptop, während ihre beiden Töchter in einer selbstgebauten Deckenburg sitzen.

Vor dem Inkrafttreten des Online Safety Act im Juli 2025 haben 77 % der britischen Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren online Schaden erlitten. Dies ist ein Anstieg von 8 % seit dem letzten Jahr, laut der neuesten Internet Matters Pulse.

Zusammenfassung

Welche Auswirkungen haben die Kinderkodizes auf die Online-Sicherheit von Kindern?

Im Juli 2025, der Kodizes zum Schutz von Kindern („Kodizes“) werden voraussichtlich in Kraft treten. Ofcom hat sie als Teil des Online Safety Act entwickelt.

Technologieunternehmen in Großbritannien tragen eine neue Verantwortung. Sie müssen die Risiken ermitteln, die ihre Plattformen für Kinder bergen. Sie müssen diese Risiken bewerten und reduzieren.

Die Kodizes erläutern, wie Dienste den Zugriff auf schädliche Inhalte unterbinden oder einschränken sollen. Sie stellen außerdem sicher, dass die Sicherheit von Kindern von Anfang an in die Konzeption und den Betrieb der Dienste einbezogen wird.

Internet Matters begrüßt diesen wichtigen und lang erwarteten Meilenstein im britischen Ansatz zur Online-Sicherheit von Kindern. Unsere neuesten Pulse-Daten deuten jedoch darauf hin, dass das Ausmaß und die Dringlichkeit der Herausforderung stetig zunehmen. 77 % der Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren haben online Schaden erlitten. Dies entspricht einem Anstieg von 8 % im letzten Jahr.

Dieser Artikel erläutert, was unsere Daten über die Erfahrungen von Kindern aussagen. Er zeigt auch, warum wir die Kodizes als Ausgangspunkt und nicht als letzten Schritt betrachten sollten. Er zeigt, wo Regulierungsbehörden und Regierung noch mehr tun müssen.

Was der Internet Matters Pulse über das Ausmaß des Online-Schadens verrät

Unsere Pulse-Ergebnisse zeigen, dass Kinder im Internet weiterhin einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt sind. Dazu gehören Gewaltinhalte, Mobbing und unerwünschte Kontakte mit Fremden. Wir erfassen einige Gefahren, wie beispielsweise zu viel Zeit vor dem Bildschirm, die vom Online Safety Act nicht abgedeckt werden. Viele fallen jedoch unter die Inhaltskategorien des Gesetzes.

Beispielsweise geben 9 % der Kinder an, pornografische Inhalte gesehen zu haben. Dies entspricht laut Bevölkerungsschätzungen des Office for National Statistics für 663,000 etwa 9 Kindern im Alter von 17 bis 2023 Jahren in ganz Großbritannien. Das Gesetz stuft diese Inhalte als „Primary Priority Content“ (PPC) ein. Plattformen müssen Kinder durch eine wirksame Alterssicherung aktiv am Zugriff auf diese Inhalte hindern.

23 % der Kinder (rund 1.7 Millionen) geben an, Inhalte mit gefährlichen Stunts oder Herausforderungen gesehen zu haben. Dabei handelt es sich um prioritäre Inhalte (PC), die gemäß den Codes ebenfalls einer Altersbeschränkung unterliegen.

Die nachstehende Tabelle zeigt die Bandbreite der in unserer Untersuchung gemeldeten Schäden.

Warum Demografie und Erfahrung wichtig sind

Online-Schäden werden nicht von allen gleich wahrgenommen. Wir müssen herausfinden, wem das Problem schadet und wie es die betroffene Person schädigt. Dies ist ebenso wichtig wie die Frage, wie viele Kinder betroffen sind. Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Hintergrund und andere Faktoren bestimmen die Wahrscheinlichkeit, Art und Schwere der Risiken, denen Kinder ausgesetzt sind.

Unsere neuesten Untersuchungen zeigen, dass Mädchen zwar häufiger als Jungen auf Inhalte mit unrealistischen Körperbildern stoßen (22 % der Mädchen gegenüber 16 % der Jungen), ältere Kinder jedoch häufiger von Fremden kontaktiert werden als jüngere Kinder (28 % der 13- bis 17-Jährigen gegenüber 23 % der 9- bis 12-Jährigen).

Ebenso stellen wir einen signifikanten Unterschied zwischen gefährdeten und nicht gefährdeten Kindern fest. Gefährdete Kinder sind mehr als doppelt so häufig Opfer von Online-Mobbing durch Bekannte. Dies gilt im Vergleich zu ihren nicht gefährdeten Altersgenossen (18 % vs. 7 %).

Um wirksam zu sein, muss das britische Online-Sicherheitssystem auf demografiespezifische Risiken reagieren. Eine sofortige Maßnahme, um dies zu berücksichtigen, ist die Umwandlung der derzeit unverbindlichen Ofcom-Richtlinien zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen (VAWG) in einen gesetzlichen Verhaltenskodex. Ohne gesetzliche Grundlage müssen Plattformen die in den Richtlinien empfohlenen Maßnahmen nicht umsetzen. Dies führt zu anhaltenden Schutzlücken für gefährdete Personen.

Plattformen müssen altersgerechte Erlebnisse schaffen

Angesichts der Tatsache, dass Kinder in unterschiedlichen Altersstufen unterschiedliche Erfahrungen machen, ist es umso wichtiger, dass sie nur auf altersgerechte Plattformen und Dienste sowie auf die ihnen angezeigten Inhalte zugreifen. Das Gesetz versucht zwar, Letzteres durch seine Kodizes zu berücksichtigen und erkennt an, dass Anbieter Kinder dabei unterstützen sollten, altersgerechte Online-Erfahrungen zu ermöglichen. Dieser Grundsatz wird jedoch durch die fehlende Durchsetzung von Mindestaltersanforderungen untergraben.

Derzeit ermutigen die Kodizes die Plattformen lediglich nachdrücklich, ihre eigenen Mindestaltersbestimmungen einzuhalten. Sie verpflichten die Plattformen nicht, Maßnahmen zu deren Durchsetzung zu ergreifen. Dies, obwohl Daten zeigen, dass Kinder unter 13 Jahren, dem Mindestalter der meisten großen Plattformen, regelmäßig lange vor dem vorgesehenen Zeitpunkt auf Dienste zugreifen. Dadurch sind sie schädlichen Inhalten und Kontakten ausgesetzt.

Wir sind uns bewusst, dass die Gesetzgebung die Befugnisse von Ofcom in diesem Bereich einschränkt. Wenn Mindestaltersanforderungen jedoch einen Schutzzweck erfüllen sollen, muss die Regierung eingreifen. Ob durch neue Gesetze oder gesetzliche Vorgaben, sie muss eine wirksame Durchsetzung des Mindestalters vorschreiben. Dies wiederum wird Kindern altersgerechte Online-Erfahrungen ermöglichen.

Wie stehen Kinder und Eltern zur Online-Welt?

In unserer Pulse-Umfrage wurden Eltern und Kinder außerdem gefragt, ob sie glauben, dass das Internet für Kinder sicherer wird. Eltern sind zwar optimistischer als Kinder (30 % der Kinder gegenüber 14 % der Eltern), doch insgesamt stimmen mehr Eltern und Kinder dieser Aussage nicht zu (45 % der Eltern; 46 % der Kinder). Eine sinnvolle Umsetzung der Verhaltensregeln sollte dazu beitragen, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern und die Online-Sicherheit von Kindern spürbar zu verbessern.

Wie geht es weiter mit der Online-Sicherheitsrichtlinie?

Kinder und Eltern sind sich nicht einig, dass die Online-Welt für Kinder sicherer wird. Wir hoffen, dass der Online Safety Act positive Veränderungen für Kinder im Internet bewirken wird. Doch die Regulierung darf nicht statisch bleiben. Das Online-Leben von Kindern entwickelt sich rasant, und dies gilt auch für die politischen Reaktionen. Ein dauerhafter, wirksamer Sicherheitsrahmen muss evidenzbasiert, dynamisch und auf den Lebenserfahrungen von Kindern basieren.

Zu diesem Zweck fordert Internet Matters Ofcom und die Regierung auf:

Bei Internet Matters beobachten wir weiterhin die Umsetzung der Verhaltensregeln und bewerten ihre Auswirkungen. Wir möchten mit Internet Matters Pulse wertvolle Erkenntnisse weitergeben. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, die Online-Sicherheit aller Kinder zu verbessern.

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Über den Autor

Mitali Sud

Mitali Sud

Senior Policy Manager bei Internet Matters

Mitali leitet die Entwicklung politischer Lösungen bei Internet Matters und setzt sich für eine sicherere Online-Umgebung für Kinder ein.

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Der erste Schritt zur Online-Sicherheit Ihres Kindes besteht in der richtigen Anleitung. Mit dem „Digital Toolkit meiner Familie“ haben wir es Ihnen leicht gemacht.